Peitschenknall und Glockenklang
Blasorchester Blau-Weiß Fischenich gab 20. Weihnachtskonzert
Unharmonische Klänge erfüllen die trotz wildem Schneetreiben und widrigster Straßenverhältnisse wieder restlos gefüllte St. Martinus-Kirche in Hürth-Fischenich. Zwischen verschiedenen Weihnachtsliedern geht es hin und her. Zum Schluss fällt sogar ein Becken laut scheppernd auf den Boden, das Werk endet mit einigen – endlich! – harmonischen Klängen und das Orchester ruft „Merry Christmas!“. Wäre das gesamte Weihnachtskonzert des Blasorchesters der KG Blau-Weiß Fischenich so verlaufen, dann hätte sich das Publikum wohl spätestens nach dem zweiten Stück wieder hinaus ins heftige Schneegestöber geflüchtet.
Bei diesem scheinbaren Chaos handelte es sich um das Werk „A crazy mixed-up Christmas Concert“, welches das etwas durcheinander geratene Weihnachtskonzert eines eher indisponierten amerikanischen Kleinstadtorchesters zur Freude der Musiker und des Publikums trefflich simulierte. Das übrige Konzert war dagegen das genaue Gegenteil von chaotisch oder verrückt. Unter der Leitung von Gerd Außem präsentierten die Fischenicher Blau-Weißen ihr 20. Weihnachtskonzert mit einem Best of durch die früheren Programme.
Darunter waren Potpourris beliebter Weihnachtslieder aus aller Welt und quer durch die Jahrhunderte und Stilrichtungen, aber auch schöne kirchliche Weihnachtslieder, die zum Mitsingen einluden, oder schwungvolle Klassiker wie die „Petersburger Schlittenfahrt“, arrangiert vom früheren Dirigenten der Fischenicher Franz Außem, die mit Peitschenknallen und Schlittenglocken für wunderbare Winterstimmung sorgte. Als Höhepunkt des Konzertes bezeichnete der musikalische Leiter Gerd Außem, der Neffe des früheren Dirigenten, die wunderbare Filmmusik zu „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ von Karel Svoboda und zauberhaft für sinfonische Blasorchester arrangiert von Guido Rennert (AuRen Musikverlag).
Eröffnet hatten die Blau-Weißen das Konzert mit „A Christmas Flourish“, einem Concert Opener von James Curnow. Geheimnisvoll und magisch wurde es später bei dem Stück „A Magical Christmas“, typisch amerikanisch bei der Christmas-Collection „A Happy Winter Holiday“. Der Kritiker des Kölner Stadt-Anzeigers schrieb: „Bei allen Stücken überzeugte das Orchester mit rundem und klarem Klang, der die Akustik der Kirche auf das Beste zu nutzen verstand. Der breite Klang der Blasinstrumente erfüllte den ganzen Raum und sorgte für eine festliche Stimmung.“
Den Bogen zum ersten Weihnachtskonzert des Blasorchester im Jahre 1990 schlug das später noch oft und gerne gespielte Werk „The Christmas Suite“. In die sechs Sätze hat der Amerikaner Harold J. Walters Weisen aus Frankreich, der Ukraine und England einfließen lassen, umrahmt von einem gregorianischem Choral aus dem 8. Jahrhundert und einer Volksweise aus dem 14. Jahrhundert.
Spätestens nach der einfühlsamen und vom Publikum begeistert aufgenommenen Ballade „Winterwunder“, Komponist und Interpret am Flügel der Posaunist und Keyboarder im Blasorchester der KG Blau-Weiß Fischenich, Armin Brückmann , war wohl jeder in St. Martinus in Vorfreude auf Weihnachten, so wie es der Titel des Konzertes „Wir freuen uns auf Weihnachten“ versprochen hatte. Zu dieser besinnlichen Stimmung beigetragen hat auch zweifellos die romantische Erzählung „Der Trompetenspieler“ von Gernot Jennerwein, vorgetragen von der jungen Klarinettistin Fiona Kierdorf.